15 Dezember 2020

1854 - Abbildungen aus der "Frauenzeitung"

Der heutige Moderückblick führt uns in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Zur Erinnerung: 1854 war die Krinoline aus Stahlreifen noch nicht erfunden und die Damen nutzen diverse versteifte, bzw. verstärkte Unterröcke um Volumen unter ihre Röcke zu bringen.

In der "Frauenzeitung für Hauswesen, weibliche Arbeiten und Moden", wie die Zeitschrift ausgeschrieben heißt, sind die Abbildungen so anschaulich beschrieben, dass ich Euch die Ausführungen nicht vorenthalten möchte. Es ist also viel Text dieses mal. Wer keine Lust hat zu lesen, der schaut sich einfach nur die Bilder an. 😉

Hinweis zu den Beschreibungen: Offensichtlich begann man 1854 die Bilder von rechts nach links zu erläutern. 

Sitzende Dame. Kleid in rosa Crepp mit 3 Röcken à disposition, glatter Schneppleib mit einer ausgebogten Berthe und Bandschleifen, die sehr kurzen Aermel haben gleichfalls eine Schleife mit langen Enden; der Ausschnitt des Leibs ist mit einer schmalen Blonde besetzt. Halbgestellte Scheitel, die Haare à la grecque geordnet und mit Blumen geschmückt.

Stehende Dame. Mantel von schwarzem Sammt, Paletotform, mit einem auf dem Rücken eine kleine Spitze bildenden Achselstück. Der Mantel ist mit 3 großen Falten daran befestigt, welche ihm hinten die nothwendige Weite geben. Die kurzen aufgeschlagenen Aermel zeigen das Futter von rosa Plüsch. Er ist ringsum und auch um das Achselstück mit einer Guipure-Spitze besetzt; auf den Aermeln und vorne sind Schleifen. Kleid von hellfarbiger Seide; weißer Taffthut mit Spitzen und Blumen.


Sitzende junge Dame. Rosa Tafftkleid; Canezou von lichter Mousseline mit Bouillons, durch welche ein Band gezogen ist, gestickte Schöße, rosa Bandschleifen, weite und gleichfalls mit Bouillons verzierte Aermel; die Haare zurückgeschlagen und durch ein schwarzes Sammtband getheilt, hinten gedreht, mit einem Kamme befestigt und mit einer Sammtschleife mit herabhängenden Enden verziert.

Die Bekleidung der mittlere Dame wird in der Zeitschrift lustigerweise auch ganz ausführlich beschrieben, obwohl man nichts davon sieht. Diese Ausführungen erspare ich mir deshalb.

Dritte Dame. Maisgelbes Tafftkleid mit einem großen Volant, beides fast ganz mit schwarzen Spitzen bedeckt. Leib mit Draperie, auf deren Falten Spitzen reihenweise angeordnet sind, welche auch die Aermel bilden. Kopfputz von Blumen, Perlen, goldenen Aehren und goldgeaderten Sammtblättern in allen Farben. Die gleichen Bouquette befinden sich vorne am Leib und auf den Aermeln.


Erste Dame. Kleid von schwerem, glattem Seidenzeug (gros grain) mit drei Reihen Besatz von Plüsch oder Federn in gleicher Farbe. Offener Leib mit langen Schößen, welcher, so wie die Aermel, die gleiche Garnirung hat wie der Rock; Schöße und Aermel sind noch mit Spitze verziert. Kragen, Chemisette und Vorärmel in venezianischer Stickerei.

Zweite Dame. Kapote von blauem, glattem Sammt und gekraustem Flor. Das Innere des Stülps ist mit feinen Blumen, Bändern und Blonden verziert; schwarzes Tafftkleid mit drei Volants, jeder mit einem Streifen blauen Plüschs oder seidenem Band besetzt. Viereckig ausgeschnittener Leib ohne Schöße; vorne mit blauen Schleifen verziert. Kurze Pagodenärmel, deren Naht in der Mitte des Arms offen ist, um den Vorärmel durchblicken zu lassen. Aermel und Leib garnirt wie der Rock. Gestickter Kragen mit gefältelter Chemisette.


Vermählungsanzug. Spitzenkleid, hoher herzförmig ausgeschnittener Leib mit Schößen; Pompadour-Aermel, mit Bandschleifen besetzt. Blumenagraffe über dem Gürtel. Rock mit zwei hohen Spitzenvolants. Oben an dem zweiten und unten an dem Kleid befindet sich ein Tüllbouillon, durch welches ein Band gezogen ist. Ausgeschnittenes Unterkleid von Gros de Naples. Die Haare zurückgeschlagen und der Schleier mit einer Guirlande von Orangenblüthen und weißen Rosen, welche zu beiden Seiten Agraffen bilden, befestigt. Als Schmuck nur ein feines Perlenbracelet am linken Arm.

Freundin der Braut. Halbgestellte Scheitel, doppelte Blumenguirlande, deren erste Reihe vorne mit einer Haarflechte ein Diadem bildet. Die zweite Reihe aus größeren Blumen bestehend, befindet sich hinten und endet zu beiden Seiten mit herabhängenden Blumen. Ausgeschnittenes Moirekleid mit leichter Schneppe vorn und hinten. Leib und Aermel mit Spitzen garnirt. Auf dem Rock drei Volants, von welchem zwei mit Blumen-Bouqueten herausgenommen sind. Gleiche Blumenagraffen befinden sich an dem Leib und den Schultern.

Sitzende Dame. Kleid von violettem Seidendamast. Der Schooß des Leibs, wie der untere Theil der Aermel sind in Falten gelegt und mit Posamentierknöpfen und Spitzen besetzt. Umschlagchemisette  durch zwei rosa Bandschleifen zusammengehalten. In den Haaren ein rosa Tafftband, hinten mit einer schönen Schleife und langen Enden.

Erste Dame. Rosa Taffthut im Innern mit einer Blumenguirlande. Tafftkleid mit 4 Volants; herzförmig offener Leib; blaues mit einer Franse besetztes Mantelet. Vorärmel mit zwei Reihen Spitzen besetzt. Marquisenschirmchen.

Zweite Dame. Hut von italienischem Stroh und Crep mit Mandelblüthen und Grashalmen verziert. Glatter Schneppenleib ohne Schöße mit einer Stickerei von gleicher Farbe, welche sich auf dem Rock wiederholt. Herzoginnen-Vorärmel; Taffetmantelet mit Zackenbordüre.


Erste Dame. Hut von Tüll mit Tafftbändern und Hagerosen verziert. Er besteht ganz aus Tüllbouillons, durch welche man die Bänder der Innenverzierung  durchschimmern sieht. Kragen Regence von weißem Tafft mit Stroh gestickt und einer Seidengalone und reichen Franse garnirt. Kleid von Tafft, ohne Schöße; offener, mit einer Rüsche besetzter Faltenleib; ein hoher, unter einer Rüsche ansetzender Volant garnirt den ganzen unteren Theil des Rockes, ungefähr 60 Centimeter hoch.

Zweite Dame. Italienischer Strohhut mit zwei Büscheln weißer Federn verziert; die innere Seite des Stülps ist mit Blonden und Pfirsichblüten verziert, die Bindebänder von breitem, weißem Tafftband, mit einem Atlasstreifen am Rande. Kleid von weißem, blau broschiertem Tarlatane; der Rock ist mit drei Volants garnirt; der glatte, ausgeschnittene Leib ist ohne Schöße und hat kurze Aermel; um den Ausschnitt des Leibs und unten an den Aermeln befindet sich die gleiche broschirte Verzierung, wie auf den Volants des Rocks. Der Canezou, welcher den Leib bedeckt, ist von schwarzen Spitzen und Tafftbändern, das Band kann durch Sammt ersetzt werden.


Erste Dame. Häubchen von Seidentüll mit Tüllbouillons und Tafftband. Am Rande eine zarte Rüsche, welche vorn die Form Maria Stuart bildet, die Bandschleifen an den Wangen umgibt und sich nach innen zum Kinne hinwendet. Eine zweite Rüsche umgibt den Boden, und auf den Seiten zwischen den beiden Rüschen befinden sich Bandschleifen mit niederfallenden Enden. Canezou von weißem Piquée, mit runden Knöpfen, Galonen und Guipüre besetzt. Der Leib ist hoch, eng anschließend und mit Knöpfen geschlossen. Die Pagodenärmel sind gerade, mit einer einzigen Naht und runden Knöpfen darüber. Unten am Aermel fünf scharfe Zacken; eine drei Centim. breite Guipüre umgibt die Zacken an den Schößen und Aermeln. In jeder Zacke befinden sich Galonen und vier Knöpfchen, welche eine zwölf Millim. breite Guipüre umgibt. Kragen und Vorärmel von klarer Guipüre, Kleid von großcarrirtem Taft.

Zweite Dame. Kleid von kleincarrirtem Taft (mille carreaux). Der Rock zählt nicht weniger als zwanzig Volants, welche von gleicher Höhe, aber abnehmender Weite sind. Der Leib ist bis zum Gürtel herzförmig offn, und da, wo er schließt, mit einer Bandschleife mit Enden besetzt. Den Ausschnitt de Leibs umgeben zwei aufeinandergesetzte und leicht aufgefaßte Bänder. Die Schöße sind mit zwei Volants des Taffts besetzt. Die oben anschließenden Aermel werden nach unten weiter und enden mit drei Volants, wovon der erste mit einer Bandschleife befestigt ist. Eine offene, gestickte Chemisette zeigt sich am Ausschnitt des Leibes und liegt vornen auf einem aus Einsätzen und Bouillon bestehenden Unterleib. Gestickte Herzoginnen-Vorärmel, Bracelets und Medaillons. Stroh- und Blondenhut, außen auf einer Seite mit Federn garnirt, die ganze Innenseite des Stülps ist mit Blondenrüschen ausgefüllt, einige Frühlingsblumen und Bandschleifchen sind auf den Seiten eingestreut. Eine mit Bändern garnirte Scharpe-Mantille vollendet den Anzug.


Erste Dame. Tafftkleid vornen mit schürzenförmig eingewobenen Streifen, in der Mitte Bandschleifen, welche sich bis auf den Leib verlängern. Dieser, sowie die bis an die Achsel offenen und mit Bandschleifen zusammengehaltenen Aermel haben die gleiche Disposition wie der Rock; Schleifen, Schöße, sowie der untere Theil der Aermel sind mit einer Tom-pouce-Franse besetzt. In den Haaren ist eine Rose mit Bandschleifen befestigt.

Zweite Dame. Gesticktes Mousselinekleid; auf dem Rock ist ein einziger Volant, welcher mit einem zu beiden Seiten festonirten Bouillon, durch welche ein Band gezogen ist, endet. Hoher und aufgefaßter Leib. Der Schoß ist mit einem Bouillon umgeben, durch welchen ein Band gezogen und dessen Rand mit einer gestickten Garnierung besetzt ist. Der Kragen wird durch ein Bouillon und eine Garnirung gebildet. Die Aermel mit Umschlägen sind auf die gleiche Weise garnirt; vorne auf dem Leib Bandschleifen; in den Haaren ebenfalls ein Band mit Schleife.


Erste Dame. Pompadourkleid, Leib mit Schößen, auf der Brust offen und mit Schleifen zusammengehalten. Rock mit fünf Volants und Schleifen garnirt. Kragen, Chemisette und Vorärmel von Spitzen. Capote von Tüll illusion, Bändern und Blonden. Bracelet mit Medaillon.

Zweite Dame. Reitkleid aus Alpaga (Wollenzeug); auf dem Leib Posamentirknöpfe mit hängenden Eicheln, die Aufschläge der Musketierärmel sind auf gleiche Weise verziert. Kleiner stehender Kragen aus zwei Reihen Valenciennesspitzen, Bouillonärmel, an der Hand mit einer Bandschleife. Filshut mit einer Feder und einem getupften Schleier. Crispinhandschuhe, Reitpeitsche mit Bernsteingriff.


Erste Dame. Capote von Atlas und Blonden; Tafftkleid mit glattem Rock, hohem, glattem, mit Knöpfen verschlossenem Leib; Sammtpelisse mit kleinem Kragen und breiter Passmenterigalone, in zwei Reihen aufgesetzt. Das Atlasfutter ist von abstechender Farbe.

Zweite Dame. Taffthut Maria Stuart, der Rand desselben bildet die Spitze vornen auf der Stirne und erweitert sich auf den Seiten, wo er etwas umgebogen ist. Der Stülp ist mit zwei Reihen Marabuts geschmückt, welche auf den Seiten beginnen und sich oben vereinigen. Schößchen von Tafft, unter welchem Bandschleifen angebracht sind, welche auf den Hals niederfallen. Tafftkleid mit hohem, vornen strahlenförmig gefaltetem Leib. Der Rock und die Pagodenärmel sind mit mehreren Reihen Bandrüschen garnirt. Kragen und Vorärmel von Spitzen. Indischer Caschemire.



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