Französische Revolution und Directoire

Französische Revolution
Mit der Französischen Revolution im Jahre 1789 änderte sich die Mode grundlegend. Ab nun wurde in der Mode vom Volk der Ton angegeben. Die Ursachen der Revolution waren vielfältig. Die Wirtschaft des Landes war zusammengebrochen, verschiedene Adelsfraktionen trugen zunehmen Konflikte untereinander aus und die Bevölkerung wurde unzufrieden mit ihrem weniger privilegierten Dasein, was durch eine andauernde Lebensmittelknappheit noch verstärkt wurde. Und so ist es wohl kaum verwunderlich, daß die niederen Stände aufbegehrten.

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Die Revolutionäre eigneten sich bewußt die Kleidung der niederen Stände an und setzten sie für ihre Zwecke in Szene. Baumwolle wurde zum bevorzugten Material, während leuchtende Seidenkleider als antirevolutionär galten. Trug der vorbildliche Revolutionär lange Hosen, Jacke (Carmagmole), Phrygische Mütze und Holzschuhe, so eignete sich die Dame nun Elemente der Herrenkleidung an. Zu den Röcken über einem Gesäßpolster wurden Jacken im Hussarenstil oder mit breiten Umlegekragen und Aufschlägen getragen. Diese Kombinationen aus Rock und Caraco schien die Kleider fast völlig zu verdrängen. 

 

Musée des Arts décoratifs, de la Faïence et de la Mode, Public domain, via Wikimedia Commons

Hohe Hüte, Krawatten und breite Schals wurden ebenfalls von der Herrenmode übernommen. Frauen und Männer drückten ihre revolutionäre Gesinnung durch das Tragen von Kokaden der Trikolore sowie Bändern und Schärpen in blau-weiß-rot aus. 

 

Émile Wattier, Public domain, via Wikimedia Commons

Trug eine Frau gerne Kleider, so bevorzugte sie nun hemdartige, durchgehend geschnittene Kleider, deren Weite in der Taille mit einer Schärpe zusammengerafft wurde. Das Haar wurde nicht mehr gepudert und mit einem Band oder Tuch locker aufgesteckt und dekoriert. 

Und so kamen während der Französischen Revolution zwar in schneller Folge immer neue Modestile auf, da jedoch auch weiterhin höfische Gala getragen wurde, kam es zu einer Vermischung von alten und neuen Modestilen, die sich gegenseitig beeinflußten. 


Directoire
Auch während des Directoires war Frankreich in der Mode führend. In der Damenmode setzten sich nach und nach die hemdartigen Chemisenkleider durch. Die Frau entledigte sich allmählich der Polster und Schnürbrüste und erfreute sich an den zarten Kleidern im griechischen Stil, die durch das entstandene Interesse an der  Antike beeinflußt wurden. Die Kleider waren durchgehend und ohne Trennung von Oberteil und Rock mit einer hohen Taillenlinie gearbeitet. Die Ausschnitte wurden immer tiefer und die Ärmel immer kürzer. Die Kleider ähnelten der Damenmode aus England, die sich dort schon einige Jahre früher durchsetzte, aber nicht ganz so gewagt war. Die Ärmel waren länger und das Dekolleté ließ nicht ganz so tief blicken. Auch waren die englischen Kleider insgesamt stoffreicher. 

In dieser Zeit kamen die Spenzerjäckchen und die großen Schals auf, die auch in der anschießenden Empirezeit weiterhin in Mode blieben. 

Eine modische Randerscheinung bildeten zu dieser Zeit die Incroyabeles und Merveilleuses. Zwar beschränkte sich der Modestil dieser Damen und Herren nur auf eine Minderheit hauptsächlich in Paris und Umgebung, aber er soll doch hier erwähnt werden. Die "Unglaublichen" und die "Wunderbaren" zeichneten sich dadurch aus, daß sie es in Modefragen gerne übertrieben. Der Incroyable kleidete sich gerne in schlecht sitzende Fräcke mit übertrieben breiten Revers und hohem Kragen. Die Pantalons wurden fast bis unter die Brust gezogen, halbhohe Stiefel, voluminöse Halstücher und ein übergroßer Zweispitz ergänzten das Ensemble. Die Dame liebte es ebenfalls ausgefallen und kleidete sich modisch übertrieben und legte Wert auf übergroße Frisuren und Hüte. 


 
dessin de H. Baron ; gravure de L. Massard, Public domain, via Wikimedia Commons


 

Jean-Baptiste François Desoria, Public domain, via Wikimedia Commons