01 Januar 2021

1905 - "Die Modenwelt"

Herzliche Grüße und die besten Wünsche für das Neue Jahr an alle unsere Leserinnen und Leser. Wir beginnen 2021 mit einem illustrierten Moderückblick:

Im Jahr 1905 bestimmen weiterhin S-Linie, Glockenrock und Taubenbrust das Modegeschehen. "Die Modenwelt" begrüßt das Neue Jahr in den Januar-Ausgaben der Zeitschrift unter anderem mit nachfolgenden Modellen, die zum Teil sehr detailliert beschrieben sind. Es ist die Saison für Bälle und Gesellschaften - viele Kleider für die entsprechenden Gelegenheiten finden sich daher unter den Darstellungen.

v.l.n.r: Besuchskleid (Blusentaille mit hohem Gürtel  und eingereihtem Rock), Schneiderkleid für stärkere Damen, Besuchskleid mit halblangen Ärmeln


v.l.n.r.:

Gesellschaftstoilette mit breitem Spitzenkragen: Die grüne Panne-Toilette zeigt einen breiten Schulterkragen aus elfenbeinfarbiger Chiffonspitze und grüner irischer Gipüre, dazu gezogene, über 1 cm breiten Leinenstreifen mit Watteauauflage hergerichtete Sammetblenden und Schlupfen aus hellblauem Libertyband. Ein etwa 11 cm tiefer Latz auch Chiffonspitze mit harmonisierendem Stehkragen füllt den spitzen Ausschnitt der Futtertaille. Dieser war der Oberstoff, der rückwärts eine 6cm breite Tollfalte zeigt, rings bauschend aufgebracht. Der zu doppelter Puffe abgereihte, 85 cm weite Ärmelbausch tritt in eine, mit dem Kragen harmonierende Manschette. Hellblauer Chiffonvorstoß begrenzt den oberen Rand des Garniturkragens, der vorn schräg übereinander tritt und hier mit zwei Schlupfen besetzt ist. Der Sammetgürtel zeigt vorn wie rückwärts zwei ineinander verschlungene Besatzringe unter denen sich vorn der Schluß verbirgt. Loser Futterrock. Der Oberrock besteht aus einer 24 zu 45 cm breiten Rockbahn, die durch Schnurziehungen auf 6 cm obere und 14 cm untere Breite gebracht wurde und den rückwärts stark abgeschrägten, zusammen 410 cm weiten Glockenbahnen, die, oben durch Falten eingeschränkt, mit ihren fadengeraden Rändern auf die Vorderbahn treten. Der Blendenbesatz schiebt sich in 25 cm breiten Zwischenräumen als Schlingenfigur durch einen Ring. 

Ballkleid mit Rüschengarnitur: Schwarzer Tüll d´esprit wurde über weißem Taffetfutter und scharzer Chiffon-Zwischenlage verarbeitet. Den Besatz ergaben Rokokoschleifen aus schwarzem Sammet, Kränze aus bunten Chiffonräschen, dazu einfache und doppelte Rüschen. Für Letzere wurden zwei, je 3 cm breite Valenciennes-Spitzen mit ihren glatten Rändern aneinandergesetzt und in Tollfalten gelegt; die Mitte deckt 1 cm breites, puffig angeschobenes Seidenband. Jeder Spitzenrüsche ist eine 4 cm breite schwarze Tüllrüsche untergesetzt. Über der spitz ausgeschnittenen Futtertaille mit vorderem Hakenschluß wurde der 170 cm weite Oberstoff rückwärts straff gefaltet , vorn bauschend arrangiert. ein 20 cm langes Futterärmelchen stützt den Ärmeloberstoff aus einem 120 cm weiten Bausch und einem 100 cm weiten, auf 8 cm Höhe abgereihten Püffchen. Eine doppelte Rüsche bildet den Abschluß; dazu ein 20 cm langes Tüll-Ende. Die sich kreuzende Fichugarnitur erfordert eine Grundform aus doppeltem Tüll, die auf der Schulter 12, vorn etwa 7 cm Weite mißt und sich rückwärts auf 3 cm Breite verschmälert; eine Rüsche begrenzt den Außenrand; diesen frei lassend, legt sich über die Grundform ein geraffter, 26 cm breiter Tüllstreifen mit Rüschenabschluß. Vorn Rokokoschleife. Die Fichu-Enden treten in den, vorn auf etwa 13, rückwärts auf 11 cm Breite gefalteten Miedergürtel aus weißem Liberty-Band, der nur mit dem oberen Rande fest aufgesetzt wurde und rückwärts zu zwei Köpfchen abgereiht ist, deren eines den Gürtelschluß deckt. Den Schnitt des dicht einzuhaltenden Oberrockes gibt Fig. 108 in Methode gestellt. Eine Rüsche folgt dem Rockrande, eine zweite steigt von 25 cm vorderer zu 40 cm hinterer Höhe auf. Darüber Schleifen und Blumenschmuck laut Darstellung

Ballkleid mit Garnitur aus flachen Stoffblumen (Beschreibung zur rechten Dame fehlt)


Bolerokostüm mit Pelzbesatz


Gesellschaftskleid mit Schnebbentaille: Interessant und neuartig erscheint an dieser Toilette aus zartblauem Tuch die Taille, die, mit "gerader Magenlinie", vorn zu tiefer, sehr spitzer Schnebbe ausladet. Gleichfarbiger Taffet und Panne, Kunstseidenspitze und eine Stickereibordüre bestreiten die Ausstattung. Zum Nacharbeiten der Taille - wir verweisen auf unsere bekannten Extraschnitte - sind geschickte Hände erforderlich. Die vorn haltende Schnebben-Futtertaille wurde in Form von Westenteilen bis Brusthöhe 9 cm breit glatt mit Taffet bekleidet, je am vorderen Rand kleine Taffetknöpfchen. Unter der vorn etwa 16 auf der Schulter 5, rückwärts 4 cm tiefen Passe aus Spitze mit Chiffon-Unterlage war das Futter fortgeschnitten. Über die Passe und die Westenteile tritt der Oberstoff, der vor dem Zuschneiden in schmale Plisseefältchen und einige Tollfältchen gebügelt wird. Die Falten werden bei der Anprobe entsprechend auseinander resp. übereinander geschoben. Eine 5 cm breite, gestickte Formblende begleitet den oberen Rand, vorn in ersichtlicher Weise zu einer kleinen Patte ausladend. Die vorderen Ränder werden von 4 cm breiten Tuchblenden begrenzt, die, vom Taillenrand bis etwa Brusthöhe festgenäht, hier gekreuzt und den Stickereipatten untergehakt werden. Diese, mit einer 1 cm breiten Taffetblende besetzten Blenden decken zugleich den Ansatz des, vorn und seitlich auf etwa 4, rückwärts auf 6 cm Höhe gefalteten Taffetgürtels. Um das Armloch ist der Taillenoberstoff zu einem 1 cm breiten Köpfchen abgereiht, dem sich - scheinbar im Zusammenhange, - die zwei je 1 1/2 cm breiten Köpfchen des 95 cm weiten, halblangen Ärmelbausches anschließen; letzteren ergänzt eine kurze Spitzenmanschette mit Panneblenden, darüber zwei sehr weite, durch Panneblenden scheinbar zusammengehaltene Taffetplissees. Der etwa 525 cm weite Rock ist in Plissee und Tollfalten gebügelt, die in etwa 40 cm Länge aufspringen und vorn eine etwa 12 cm breite Mitte glatt lassen.  

Gesellschaftskleid mit Schnebbentaille
 

 links: Ballkleid mit Fichugarnitur, rechts: Hauskleid mit Püffchengarnitur 
 
 
 
 
 

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