10 Juni 2021

Kostümkunde-Wörterbuch: Tournüre

Ursprünglich kommt der Begriff Tournüre aus dem Französischen und bedeutet Haltung/ Figur. Gemeint ist ein halbkreisförmiges Gestell aus Stahl- oder Fischbeinstäben, mal kürzer oder länger in der Ausführung. Die Bezeichnung Tournüre ging vom Unterbau auf das gesamte Kleid über.

Es gibt zwei verschiedene Erscheinungen der Tournüre:
1. Die "Erste Tournüre" oder "Frühe Tournüre" war in der ersten Hälfte der 1870er Jahre in Mode. Sie entwickelte sich im Laufe der Zeit aus der Krinoline, als man anfing, die Oberröcke hinten auf dem Gesäß zu raffen und aufzubauschen. So gibt es aus dieser Zeit Unterbauten, die eine Mischung zwischen Krinoline und Tournüre darstellen.
2. Die "Zweite Tournüre" oder "Späte Tournüre" wurde Mitte der 1880er Jahre getragen. Die Späte Tournüre saß etwas tiefer als die Frühe Tournüre, da die Küraßtaille aus den Jahren davor weiterhin en vogue war. Um 1885 bildet die Rückenlinie in der hinteren Mitte fast einen rechten Winkel. In dieser Zeit taucht auch der Begriff  "Cul de Paris" aus dem 17. Jahrhundert wieder auf. 

Nachgearbeitete Tournüre von 1882 aus Harper´s Bazar.

Nachgearbeitete Tournüre um 1885.