15 Juli 2024

Kostümkunde-Wörterbuch: Retikül

Das Wort Retikül leitet sich von dem lateinischen reticulum ab und wird mit "Netz" übersetzt. Der französische Begriff hierzu lautet réticule. Gerne wird ein Retikül auch Ridikül genannt. Dieses Wort stammt ebenfalls aus dem Französischen (ridicule) und bedeutet lächerlich.

Aber ob nun Retikül oder Ridikül, gemeint ist ein kleines Handtäschchen in Beutelform mit Zugbändern, das im 18. Jahrhundert noch für das Handarbeitszeug herhalten mußte, aber mit dem Aufkommen der Chemisenkleider gegen 1800 zum unverzichtbaren Accessoire wurde. Unter den schlanken Kleidern konnten keine Taschen mehr um die Taille gebunden werden und so benötigte man eine Alternative, um seine alltäglichen Dinge mit sich herumzutragen. Zum Beginn des 19. Jahrhunderts ließ man sich auch bei den Accessoires von dem antiken Schönheitsideal beeinflussen und gab dem Retikül gerne die Gestalt einer antiken Urnen- oder Vasenform. Im Biedermeier wurde die Körbchenform modern und im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich daraus unsere heutige Handtasche.

Ebenso wie bei der heutigen Handtasche gab es immer schon die unterschiedlichsten Kreationen. Man verwendete unterschiedlichste Stoffe wie Seide, Samt oder Seidenatlas, zudem wurde gerne mit Perlen, Pailletten und Bändern dekoriert, wenn nicht gleich das gesamte Beutelchen gestrickt. Auch formgebende Materialien wie Draht, Holz oder Karton wurden verarbeitet.  

 

 Nachgearbeitetes Retikül im Stile des Empire

 

Nachgearbeiteter Samtbeutel im Biedermeierstil mit "Spiegelboden"


Nachgearbeitetes Retikül im Empirestil