Im Beitrag über die Modeepoche der Belle Époque wurde erwähnt, dass man gelegentlich aus einzelnen Spitzenborten durch Zusammensetzen größere Stücke gebildet hat.
Als es darum ging, einen einfachen Fichu-Kragen zu einem Promenadenkleid um 1880 anzufertigen, habe ich mich daran erinnert. Im Vorrat vorhanden waren zwei Tüllspitzen in verschiedenen Breiten, aber mit ähnlichem Muster. Leider handelt es sich nicht um seidene oder rein baumwollene Spitze. Hier ist nur der Tüll aus Baumwolle, die Stickerei ist Viskose. Haptik und Fall sind aber so ähnlich und das Design passend, dass ich den Kompromiss eingegangen bin.
Aus der breiten Spitze werden zwei Bahnen mit den Kanten aneinander gelegt bzw. ganz leicht überlappt und dann mit kleinen Handstichen zusammengefügt. Bitte nicht verwirren lassen. Aus welchen Gründen auch immer existiert nur noch ein Bild, wie ich zuerst eine breite und eine schmale Spitze zusammen genäht habe. An der Vorgehensweise ändert sich dadurch natürlich nichts.
In dem Bereich, der um den Hals herumführt, muss - wegen der Biegung - eines der Spitzenbänder ganz leicht eingehalten, d.h. gekräuselt werden. Die Stecknadel und ein großer Heftstich markieren die hintere Mitte. Für die Verbindung der Spitzenbänder habe ich einen kleinen Überwendlichstich verwendet, mit dem man gut gleichzeitig verbinden und Weite einhalten kann. Im Bild ist außerdem das nächste Stadium auf dem Weg zum Fichu-Kragen zu sehen: die Spitze wurde auf den weißen Trägerstoff aufgeheftet.
Im Anschluss habe ich diese Naht mit einer feinen Baumwoll-Soutache verdeckt. Auch hier verwendet man am Besten kleine, unsichtbare Handstiche. Im vorliegenden Fall einen kleinen Steppstich.
Und ein Detail des Endergebnisses. Man sieht erst auf den zweiten Blick, dass kein ganzes Stück Spitze verwendet wurde. Von links nach rechts sind es: eine breite Tüllspitze, die Soutache auf der Naht, dann wieder eine breite Spitze. An die Kante dieser zweiten, breiten Spitze wurde eine schmale angesetzt. Die winzigen Handstiche verschwinden in der Bogenkante der breiten Tüllpitze.
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