05 Dezember 2021

Das Tüpfelchen auf dem i: Accessoires

Selbst wenn man von Kopf bis Fuß in alte Mode gekleidet ist, wird man sein Ensemble nur schwer zum Leben erwecken ohne passende Accessoires. Wie so oft sind es die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. 

Accessoires sind Nebensächlichkeiten, die über das notwendige Maß des Aufzugs hinaus gehen und nicht unmittelbar zur Kleidung gehören, diese aber ergänzen. Hierzu gehören zum Beispiel Tücher, Fächer, Gürtel, Handschuhe, Schmuck, Haarschmuck, Schirme, Taschen, Taschenuhren und auch die richtige Kopfbedeckung. Erst sie machen das Erscheinungsbild komplett und lassen die Darstellung wie aus dem Leben heraus wirken. 

Auch Accessoires sind in ihrem Aussehen der Mode unterworfen und unterliegen einer ständigen Entwicklung. Dabei sind sie mal mehr und mal weniger präsent, je nachdem, wie sie den Auftritt der Robe am Besten ergänzen. Für eine gute Darstellung ist es ist also sehr hilfreich, bei Modeabbildungen der gewünschten Zeit nicht nur einen Blick auf die dargestellte Kleidung zu werfen, sondern auch das Beiwerk, die Accessoires zu betrachten und wie diese in das Gesamtbild integriert sind. Am besten vergleicht man viele Beispiele der Zeit, um ein Gespür dafür zu entwickeln, was und in welcher Form zu tragen in der Regel üblich war.

Wichtig ist, dass man Accessoires sinnvoll und und für die Darstellung stimmig einsetzt. Alles mit Maß und Ziel! Ein üppig mit Perlenketten behängtes Dienstmädchen dürfte genau so irritieren wie eine gänzlich ungeschmückte Ballbesucherin. Nicht selten waren Accessoires ein Statussymbol. Bei bestimmten Gelegenheiten wollte man eben zeigen, was man sich leisten konnte, was nicht heißt, dass das die gewöhnliche, alltägliche Ausstattung war. Der Anlass gibt das Ausmaß und den Wert vor. Das kann dann zum Beispiel der Termin beim Portraitmaler oder beim Fotografen sein oder auch beim Ballabend.

Das üppigste Beispiel zuerst: Hier will die Infantin Isabella Clara Eugenia von Spanien zeigen, was sie zu bieten hat! Haarschmuck, Perlenohrgehänge und -halsketten, ein kostbarer Spitzenkragen und  Fingerringe vervollkommnen das aufwändige Kleid und ergeben eine stimmige Pracht. Man ist eben bei Adels im Königshaus, da wird geklotzt und nicht gekleckert! Trotz Rang und Namen gewiss kein Beispiel für die alltägliche Kleidung der Dame. Ein weiteres Accessoire, der zusammengeklappte Fächer links im Bild, geht nahezu unter. Juan Pantoja de la Cruz, 1599, Alte Pinakothek München

 

Die modebewusste Dame um ca. 1905 zeigt beim Fotografentermin, was ziert: Ein schmückender Spitzenkragen, Ohrringe, eine Brosche, eine Halskette, Armschmuck, Handschuhe, ein Sonnenschirm und - für diese Zeit der Blickfang schlechthin - ein großer Hut (mit enormer Hutnadel!) ergänzen die Kleidung, die so durchaus zum Promenieren getragen werden konnte.
 

Lange Abendhandschuhe, Fächer, Schmuck, Kopfputz und Blumenbouquets 
sind hier die Accessoires für einen Ballabend. Journal des Dames et des Demoiselles, 1882

 

Doch es bedarf nicht grundsätzlich üppiger Zier, oft genügt schon ein kleines Detail, das förderlich für die ganze Erscheinung ist und auch bei alltäglicher Kleidung für ein schönes Bild sorgt. Dabei können Accessoires tatsächlich einen bestimmten praktischen Nutzen haben, wie zum Beispiel Sonnenschirme oder Tücher oder einfach nur der Dame schmeicheln wie zum Beispiel Schmuck und Haarschmuck. Wie üppig die Accessoires ausfielen kam natürlich auf den Geldbeutel an, auf den Anlass, gesellschaftliche Gepflogenheiten und auf die Präferenzen der Trägerin - so wie heute auch.

 

Jacques-Louis David, 1790
Zur Zeit der zarten, schlichten Musselinkleider waren lange Shawls sehr beliebt. Sie waren nicht nur
dekorativ, sondern wärmten die Trägerin. Jaques-Louis David, 1790, Alte Pinakothek München


Muffs sind seit Jahrhunderten ein wärmendes Accessoire für die kalte Jahreszeit, je nach aktueller
Mode in größerer oder kleinerer Ausführung. Weitere Accessoires: Handschuhe, Handtasche, eine Brosche und ein Schirm, hier wohl als Regenschutz. 1914, Die Modenwelt

 

Sonnenschirme waren lange Zeit ein unverzichtbarer Begleiter der Damen, ebenso wie Handschuhe. Schmuck wird dezent als Armreifen und eine Brosche gezeigt. 1889, Der Bazar


Was für uns heutzutage wie selbstverständlich zum Erscheinungsbild gehört, war auch damals eine wichtige Ergänzung der Kleidung. Mal zweckmäßiger, mal schmückender, unterstreichen Accessoires die getragene Mode und geben den letzten Schliff und gehören unbedingt zur Ausstattung.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen