Heute haben wir im wahrsten Sinne des Wortes "historische Kostüme" zum Thema. War im Winter ohnehin Ballsaison, so führte man zur Karnevalszeit gerne Maskenbälle durch. Inspirationen für fantasievolle Kostüme erhielten die Damen zum Beispiel durch die gängigen Modezeitschriften. Heute zeigen wir verschiedene Abbildungen aus "Der Bazar" zu Beginn der 1890er Jahre.
Ja, manche Idee sieht aus heutiger Sicht schon etwas schrullig aus. Aber
wer weiß, aus welchem Grunde man in 130 Jahren über uns lachen wird... Und wer sich bislang noch nicht als Radieschen verkleidet hat, sollte dies anhand dieses "Maskenbildes" unbedingt in Erwägung ziehen:
1890: Zigeunerin, Radieschen, Teufel |
"Der Bazar" leitet im Jahr 1894 die Beschreibung des nachfolgenden Modebildes wie folgt ein:
"Um auch im Maskenkostüm als eine vollkommene Erscheinung gelten zu wollen, ist es durchaus notwendig, daß sich das Kostüm der Persönlichkeit anpasse. Nicht jede Dame darf jedes Kostüm wählen, denn bei solcher Vermummung spricht nicht allein das Aeußere, sondern auch der Charakter ein gewichtiges Wort. Wir sind heute in der glücklichen Lage, mit unserem kolorierten Stahlstich-Maskenbilde für die verschiedensten Erscheinungen ein passendes Kostüm bringen zu können, denn wenn eine anmutige Blondine mit mehr oder minder scharf ausgeprägtem Charakter sich leicht in eine liebliche Kornblume zu verwandeln vermag, so wird einer blühenden Brünetten sich die "Theerose" anpassen. Für eine junge Dame mit ruhigen, gemessenen Bewegungen eignet sich die geheimnisvolle Sphinx vortrefflich, während ein kleiner Übermut , ganz gleich, ob er blond oder braun ist, sich recht gut mit der munteren Schnitterin abfinden dürfte. Die beiden anderen Kostüme, welche das Ende des vorigen, und den Anfang diesen Jahrhunderts repräsentieren, haben einen durchaus neutralen Charakter, und nur eine sehr große Dame sollte sie nicht tragen, da der hohe Aufbau des Haares die Figur noch größer erscheinen lässt."
Auch das nachfolgende Bild vereint sehr schön die Themenbereiche, die bei der Kostümierung besonders beliebt waren und die in verschiedensten Varianten immer wieder auf Abbildungen auftauchen: Botanik, Historie und Trachten (oder was man dafür hielt) aller möglichen Volksgruppen oder Länder aus nah und fern. Man stattete sich hierbei so aus, wie man es für passend hielt und wie es den eigenen Vorstellungen entsprach. Mit einer realistischen Darstellung hatte dies natürlich nichts zu tun, dafür schuf man mitunter wunderschöne, fantasievolle Verkleidungen. Die Karnevalskostüme lassen auch die modischen Strömungen der beginnenden 1890er sehr schön erkennen.
1892: Primel, Edeldame, Schottin |
Gängige Figuren aus Theater oder dem Alltag wurden ebenso dargestellt, wie zum Beispiel der originelle Eichelbube unten im Bild, der alten Skatkarten entlehnt ist. Die Dame in der Mitte wiederum, so darf man in der zugehörigen Beschreibung erfahren, stellt einen Geist aus Shakespeares "Der Sturm" dar.
1891: Böhmische Bäuerin, Geist, Eichelbube |
Freuen dürft ihr Euch schon auf unseren nächsten Beitrag, denn - soviel darf ich verraten - unser Schneiderlein wird ein wunderschönes Maskenballkostüm präsentieren!
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