15 Juli 2022

1912: Die Toilette für das Seebad

Wer es sich leisten kann, reist im Sommer an die See. Wohlgemerkt nicht nur um zu baden, sondern um sich auf der Promenade zu zeigen. Wer sich also außer für die Planscherei auch für andere Gelegenheiten passend kleiden möchte, dem empfiehlt die "Welt der Frau" im Jahr 1912 folgendes:

"Die waschbaren Batist- und Stickereikleider, die oft duch ein grellfarbiges Taftjäckchen vervollständigt sind, bedeuten gewissermaßen die Uniform für den Strand. Aber auch der praktische Waschvoile wie Frisé mit Bordüre gehören zu den Stoffen, aus denen einfachere Kleider hergestellt werden. Für elegantere Toilette gibt es reiche Handstickereien, die sich als Girlanden, Tupfen, große gestickte Blüten mit eingesetzten Filetvierecken und einzelnen Spitzenornamenten zu verbinden und exquisite Wirkung zu erzielen wissen. Für Reunions und Festlichkeiten an Bord bevorzugt man Spitzenkleider, die über schwarzem oder farbigem Taft getragen, vielfach durch breite Seidengürtel in der Farbe des Unterkleides gehalten werden. Der leichte Mantel aus Voile, Etamine oder Seide mit weißem oder hellem Seidenfutter fällt meist durch seine phantastisch drapierte Form auf. Für kühles Wetter wählt man einen wärmenden Flausch- oder wasserdichten Gummimantel, dem das praktische Kostüm aus englischem Stoff Konkurrenz macht."
 Lassen wir die in der Zeitschrift gezeigten Modelle für sich sprechen:

Zwei Strandanzüge

 

Links ein Lingeriekleid aus gesticktem Batist, mittig ein Strandkleid aus glattem und gestreiftem Waschstoff und rechts ein Sommerkleid mit Filetstickerei. Bei einem Waschstoff handelt es sich laut Duden übrigens um einen einfachen, bedruckten Baumwollstoff.



Einfaches Jackenkleid für die Strandpromenade.


Eleganter Umhang mit langem Revers.

 

Für die Farb- und Stoffwahl gibt die "Welt der Frau" der dankbaren Leserin die folgenden Hinweise:

"Wenn das reine Weiß wegen seiner Unempfindlichkeit gegen Sonne und Seeluft von Damen auch in diesem Jahr am meisten bevorzugt wird, so machen sich hier und da auch bastfarbene Töne und die verschiedenen Abstufungen von Khaki neben vereinzelten bunten Toiletten bemerkbar. Weiß wird ja auch von älteren Damen getragen, ohne daß dies auffallend gefunden würde. Für die genannten Toiletten darf der gewählte Stoff als Nebensache gelten. Die Besätze machen in den meisten Fällen den Hauptwert aus."

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