Bevor ich die Arbeit an meinen Frühbiedermeierkleidern beginnen konnte, mußte die passende Unterwäsche her und damit auch ein Korsett. Beim Stöbern in meinen Büchern stieß ich häufiger auf ein Korsett aus der Zeit um 1820, das im Victoria & Albert Museum daheim ist. Es sah nach viel Arbeit aus, aber mir gefiel die Stickerei so gut, daß ich mich ans Werk machte.
Das Korsett ist aus einem leinwandbindigen Baumwollstoff genäht und mit einem festen Köper unterlegt. Wie es für die Zeit typisch war, ist die Versteifung durch Stäbe sehr zurückhaltend. Ich habe für die schmalen Tunnel Peddigrohr verwendet und für die etwas breiteren Plastikfischbein. Der Blankscheit in der vorderen Mitte ist allerdings aus einem dicken, 2 cm breiten Stahlfederband geschnitten.
Auch die vielen Stickereien führen dazu, daß der Stoff fester wird und dem Körper mehr Halt gibt.
Wie beim Original habe ich in der hinteren Mitte eine Spiralschnürung. Ich war allerdings so frei, Metallösen einzuschlagen. Beim Original sind sie von Hand umstochen wie es zu der Zeit üblich war.
Ausschnitt und untere Kante habe ich mit einem Paspelschnürchen eingefaßt. Die Stickerei ist überwiegend im Steppstich gearbeitet. Lediglich bei dem Wellenmuster kam der Stielstich zum Einsatz.
Auch wenn das gute Stück schon sehr abgeliebt ist, so hoffe ich doch, daß es mich noch eine ganze Weile begleiten wird und ich nicht so schnell ein neues Korsett nähen muß. Manche Kleidungsstücke kann man einfach schlecht ersetzen. 💗