Da die Temperaturen sich ja derzeit wieder in den oberen Regionen bewegen, habe ich mich gefragt, was meine alten Kochbücher als Durstlöscher anbieten können.
Zum Thema Getränke weiß mein schlaues „Illustrirtes Haushaltungs-Lexicon“ von 1884 folgendes zu sagen:
„Getränke: Alle flüssigen trinkbaren Stoffe, welche, ohne zu schaden, den Durst löschen, nähren, erregen, eine Heilwirkung ausüben. Die Getränke ersetzen die wässerigen Bestandtheile des Blutes und der Körpertheile, welche den letzteren fortwährend durch die Thätikeit der Lunge, der Haut und der Nieren verloren gehen; sie enthalten aber auch - das Trinkwasser nicht ausgeschlossen - solche Nahrungsstoffe, welche zum Ersatz der festen Körperbestandtheile dienen können. Unter allen Getränken können nur Wasser, und im Kindesalter Milch als wirkliche Bedürfnisse gelten. Nach ihren Bestandtheilen lassen sich die Getränke eintheilen:
1. in rein durstlöschende, kühlende, erfrischende, wie das Trinkwasser und säuerliche Getränke (Limonaden, kohlensäurehaltiges Wasser).
2. Schwach nährende, wie Mandelmilch, Brotwasser, Graupen=, Hafergrütze=, Reis=, Sago=, Salep=, Leinsamen= etc. Abkochungen, Molke, Fleischbrühe
3. Nährstoffe, wie Milch, Cacao, Chocolade.
4. Aromatische, wie Kaffee, Thee, Aufgüsse von Kamillen, Pfefferminze, Krauseminze, Melisse, Anis etc.
5. Alkoholische, wie Wein, Branntwein, Rum, Liqueure, Grog, Punsch, untergährige Biere.
(...) Um Getränke im Sommer schnell abzukühlen, wickle man die Flaschen in nasse Servietten, stelle sie dann in die Zugluft, am besten nach der Nordseite und begieße sie zuweilen mit kaltem Wasser.“
Als erstes musste ich feststellen, dass doch recht oft Alkohol in den Rezepten verwendet wird. Das wollte ich für Sommergetränke lieber vermeiden. (Vielleicht mache ich dafür einmal einen eigenen Beitrag.)
Das schnellste Rezept stammt aus dem „Neuen Stuttgarter Kochbuch“ von 1882:
„Limonade: 1 Liter Wasser wird mit dem Saft von 1 Citrone vermischt und mit dem nötigen Zucker versüßt. Ein Stückchen Citronenschale kann hineingelegt werden. Limonade von Orangen wird ebenso bereitet.“
Das habe ich früher schon öfter gemacht. Ich gieße aber am Liebsten mit sprudelndem Mineralwasser auf. Zur Zitronenschale dürfen sich noch ein bisschen frische Minze und einige Eiswürfel gesellen.
Da die Zubereitung echt unspektakulär ist (Zitrone auspressen, mit Zucker verrühren) gibt es nur ein Bild vom fertigen Produkt am Ende des Beitrags.
Aus dem „Illustrirten Haushaltungs-Lexicon“ stammt folgendes Rezept:
„Erdbeerwasser: 2 kg völlig reife Walderdbeeren und 1/2 kg Himbeeren werden in einem irdenen Gefäß zerquetscht; man drückt den Saft von 1 Citrone hinein, und fügt 2 Liter Wasser zu. Nach 1/2 Stunde drückt man die Masse durch eine Serviette, und läßt das Durchgeseihte durch ein Haarsieb laufen. Das Erdbeerwasser ist ein angenehm kühlendes Getränk an heißen Tagen, auch für Fieberkranke heilsam.“
Das klang vielversprechend. Da es der erste Testlauf ist, habe ich die Menge der Zutaten halbiert und normale Erdbeeren besorgt. Selbst wenn sie zu kaufen gewesen wären: Echte Walderdbeeren würde ich lieber so essen. :) Ich habe die Erdbeeren von einem Landwirt vor Ort. Jetzt bekommt man dort auch etwas günstiger reife, schon etwas weiche Erdbeeren für die Marmeladen-Herstellung. Die waren ideal.
Für die Umsetzung dieses Rezeptes empfehle ich übrigens dringend eine Küchenschürze und zwar definitiv eine mit Latz.
Hier sind alle Beeren gut vermust.
Mit Wasser und Zitronensaft vermischt hat dann alles anweisungsgemäß eine halbe Stunde gestanden. Danach wurde durch ein Tuch und ein Haarsieb passiert. Man erhält eine kräftig rote Flüssigkeit.
Wer Limonade und Erdbeerwasser auf original Gründerzeit eisgekühlt mag, für den hält das „Illustrirte Haushaltungs-Lexicon“ von 1884 den folgenden Tip parat:
„Eislimonade: Himbeer= oder Citronenlimonade füllt man in eine Flasche, vergräbt dieselbe in zerkleinertes Eis, und trinkt die Limonade, sobald sich Eisklümpchen darin gebildet haben.“
Da ich die Getränke ohnehin mit Eiswürfeln serviere, probiere ich es nicht aus. Vielleicht mag es jemand mal testen. Für einen Grillabend in mehrere kleine Glasflaschen portioniert und in einer Wanne mit Crush-Eis auf die Terrasse gestellt, sicher ein Hingucker. Statt zerkleinertem Eis funktioniert natürlich auch ein Gefrierschrank. Man muss hier allerdings auf die Zeit achten, sonst bilden sich mehr als nur Eisklümpchen. :)
Das dritte zu testende Erfrischungsgetränk stammt aus Henriette Davidis berühmtem „Praktisches Kochbuch“ von 1877 (22. Auflage). Auch heute bekommt man diesen Dauerbrenner unter den Kochbüchern zu kaufen. Ob allerdings in den neueren Ausgaben noch das Rezept für Fischotter drin ist, weiß ich nicht.
Hier jetzt aber das Getränke-Rezept:
„Apfeltrank: Man nehme 8 Stück gewaschene, mit der Schale in 4 Theile geschnittene Aepfel, die gelbe Schale einer halben, den Saft einer ganzen Zitrone, ein Stück Zimmet und 1/2 Tasse gewaschene Rosinen, eben so viel Korinthen.
Dies wird mit 2 1/4 Liter Wasser so lange gekocht, bis die Aepfel weich sind, durch ein Haarsieb gegossen, mit Zucker versüßt und kalt getrunken.“
Auch für dieses Experiment habe ich die Zutaten halbiert.
Die Äpfel vierteln, alles zusammen in einen Topf geben und kochen bis die Äpfel weich sind.
So wie ich das Rezept lese, werden die Äpfel danach nicht durch das Sieb passiert, sondern nur die festen Zutaten heraus gesiebt. Der Sud wurde dann ebenfalls zum Abkühlen beiseite gestellt.
Nach einer Nacht im Kühlschrank für Apfeltrunk und Erdbeerwasser kam dann der Geschmackstest. Die Citronenlimonade habe ich direkt frisch gemacht. Alle drei Getränke wurden mit Eiswürfeln serviert. Links Erdbeerwasser, in der Mitte die Citronenlimonade mit Pfefferminz und einem Stück Zitronenschale, rechts der Apfeltrunk mit Pfefferminz-Zweig.
Die Verkostung erfolgt durch drei Erwachsene und zwei Kinder. Bei den Kindern ist der ungeschlagene Favorit das Erdbeerwasser. Bei den Erwachsenen lautet das Ergebnis: einmal Citrone, einmal Erdbeere und einmal Citrone und Erdbeere. Der Apfeltrunk ist zwar auch lecker, aber die beiden anderen Varianten schmecken definitiv mehr nach Sommer. Und sie lassen sich untereinander mischen. Die Erdbeer-Citrone-Mischung war für die Kleinen auch noch in Ordnung. Gerne wurden auch die Erdbeeren und Pfefferminzblätter der Deko vernascht.
Der Test hat großen Spaß gemacht und die Ergebnisse waren wirklich gut. Die Rezepte wandern mit Sicherheit in mein Repertoire. Den Apfeltrunk mache ich beim nächsten Mal eventuell ohne Zimt und lasse stattdessen über Nacht 1-2 Zweige Pfefferminze darin ziehen.
Vielleicht hat jetzt auch die eine oder andere von euch Lust bekommen, etwas davon nach zu machen. In jedem Fall: Genießt den Sommer.
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