15 Juli 2021

Badeschuhe für das viktorianische Badevergnügen

Ein Hinweis vorweg: Diese Badeschuhe entstanden nach meinen Interpretationen und Gedanken, die ich mir bezüglich Badeschuhen im 19. Jahrhundert gemacht habe. Es kann sein, dass Badeschuhe dieser Art existiert haben, es kann aber auch sein, dass ich total daneben liege. Falls ersteres zutrifft, waren sie bestimmt wesentlich feiner gearbeitet. Meine Badelatschen wären zu damaligen Zeiten sicher nicht das High-End, aber allemal prakisch gewesen 😉. 


Schnell war klar, dass Baumwolle das hauptsächlich benutzte Material für die Schuhe werden sollte, doch woraus die Sohle herzustellen war, blieb zunächst fraglich. Materialien wie Kork oder Jute waren bei Originalen zu finden, auch ein Exemplar mit Strohsohlen bietet das MET zur Ansicht.

Mein Versuch  mit Kork scheiterte, da sich die extra gekaufte Pinnwand als beidseitig dünn mit Kork beklebte Wellpappe herausstellte. Strohsohlen wollte ich nicht.

Vor meinem inneren Auge hatte ich zunächst ein Bild von einer Jutesohle für meine Interpretation des viktorianischen Badeschuhes und es kam mir sehr bekannt vor. Nach einer Weile wurde mir klar, weshalb. Es war nämlich die Basis der heute wieder gerne getragenen Espandrilles, die ich im Kopf hatte. Heutzutage kann man die Sohle für Espandrilles kaufen und die Schuhe selbst nähen. Im Gegensatz zu meiner Jugend, in der ich diese Schuhe auch gerne trug, gibt es sowohl Sohlen als auch die fertigen Schuhe heute offenbar nur noch mit gummierter Sohle zu erwerben, weshalb ich vom Kauf absah. Auch wenn es im 19. Jahrhundert teilweise schon gummierte Sohlen gegeben haben soll, nehme ich nicht an, dass diese zum damaligen Zeitpunkt ausgerechnet bei Badelatschen Einsatz fanden. Zumindest bei den exklusiveren Modellen, die in den Museen erhalten blieben, hätte dieser Umstand sonst sicherlich Erwähnung gefunden.

Doch zurück zum eigentlichen Sohlen-Material. Jute wiederum ist in unseren Regionen nicht unbedingt heimisch, eher Flachs oder Hanf. Daher interpretierte ich "Jute" freier und unterstellte, dass für die Badeschuh-Sohlen früher auch Werg benutzt wurde, also Material, welches bei der Verarbeitung von Faserpflanzen übrig ist. Ob und wie dies tatsächlich zur Sohle verarbeitet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, wohl habe ich aber schon gesehen, wie Strohschuhe hergestellt werden und eine ähnliche Arbeitsweise wird wohl auch beim Verarbeiten von Werg- oder Jutesohlen der Fall sein. Wohlgemerkt sind dies alles nur Vermutungen von mir. 

 

Ich kaufte mir also zwei Hanfseile und nähte mir daraus Sohlen, auf die ich anschließend die baumwollenen Schuh-Teile (Sorry, liebe Schuster - ich habe keine Ahnung, wie man das Schuh-Oberteil ohne Sohle nennt) aufnähte. Zwecks der Optik kam noch eine Innensohle dazu und schließlich befestigte ich noch die Bindebänder. Diese brachte ich hinten an der Ferse an (entgegen den Abbildungen, wo die Bänder eher in Höhe des halben Fußes angebracht sind), weil die Schuhe bei mir so besser am Fuß halten. Man wird sehen, ob sich dies bewährt oder ob die Bänder an dieser Stelle fiese Blasen verursachen... Zwei Schleifchen runden schließlich die Ansicht ab. 


Auch wenn die Badeschuhe nicht mit den feinen Schuhen auf den Abbildungen mithalten können und etwas gröber anmuten, bin ich doch froh, eine adäquate Ergänzung für meine viktorianische Badekleidung zu haben.

2 Kommentare:

  1. Wie niedlich! Sehr sommerlich und sicher genau das richtige für eine Sommerfrische am heimischen See (fernab von Paris, wo die feinen Badeschühchen in den Auslagen auf gut betuchte Kundinnen warten!)
    Ist der baumwollen Schuhschaft bzw das Schuhblatt gewachst? Und konntest Du noch weitere Quellen dazu finden ob die Schuhe am Wasser oder auch im Wasser getragen wurden?
    Nach Badehaube und Schuhen bin ich nun jedenfalls SEHR gespannt auf die Mitte des Ensembles: den Badeanzug!

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    1. Vielen Dank!

      Derlei Schuhe wurden - im Gegensatz zu Badepantöffelchen - sicher auch im Wasser getragen. Ich habe Abbildungen gesehen, die Damen im Wasser zeigen und wo die Schnürung der Schuhe noch sichtbar war. Die in Modezeitschriften auch gezeigten Badepantoffeln hingegen würden zu sowas unmöglich taugen, man würde sie unter Wasser verlieren und das angegebene Material scheint in Verbindung mit Wasser auch nicht immer plausibel. Je später das Jahrhundert ist, desto stabiler scheinen die Badeschuhe zu werden und man scheint sich auch im Wasser aufzuhalten und nicht nur am Ufer. Aber genauere Nachforschungen diesbezüglich habe ich bislang nicht getätigt. Die Stoffe sind übrigens ungewachst. Das Wasser wäre ohnehin von unten her durchgedrungen - auch bei anderen Sohlen - da nahm man dann einfach in Kauf, dass man tatsächlich nasse Füße bekam.

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